Es regnet leicht, aber die Wolkendecke ist dünn und in der Ferne besseres Wetter zu ahnen. Nach einem ruhigen Frühstück in der fast schon trauten Runde und einem etwas merkwürdigen Abschied geht es auf die Straße. Die kurze, flache Strecke ist schnell zurückgelegt und macht nach der zweitägigen Radpause auch wieder Spaß, zumal das Wetter mit nahendem Ziel besser wird.

Im Hostel in Te Anau reserviere ich ein Bett für den nächsten Tag und lagere dort mein Rad sowie das meiste Gepäck ein, da ich die nächste Nacht auf der Milford Wanderer, einem im Milford Sound fahrenden Boot, verbringen werde und dort außer Zahnbürste und Kamera nicht viel benötige. Bis zur Abfahrt des Zubringerbusses ist noch reichlich Zeit, die ich mit einem Spaziergang durch den nicht sonderlich hübschen Ort und einer Quiche im Jailhouse Café verbringe. Verglichen mit den Orten der letzten Tage fühle ich mich wie in einer richtigen Stadt, zumal es hier alle Arten von Geschäften gibt.

Mit zahlreichen Fotostops fahren wir in einem kleinen Bus zum Milford Sound. Allein die Fahrt bis zum Fjord ist schon lohnend; die Landschaft wäre vom Fahrrad aus aber sicher besser zu erkunden und intensiver zu erleben. Hart würde es wohl erst gegen Ende, wenn die Anstiege bis zum Homer Tunnel zu bewältigen wären, außerdem ist der Verkehr nicht zu verachten. In Milford Sound gehen wir dann an Bord der Wanderer, mit der wir einmal bis in die offene See und wieder zurück zu einer ruhigen Bucht fahren. Dort wird über Nacht festgemacht. Zwischendurch gibt es viel zu sehen: Delphine und Robben, dazu mehrere hundert Meter hohe Steilküsten und Wasserfälle, einen davon sogar zum Anfassen und Nasswerden.

Zur Volksbelustigung kann man am frühen Abend wählen zwischen Angeln, Kajakfahren und einem dreiviertelstündigen Landgang. Auf dem stehen wir nach zwanzig Metern im dichtesten Regenwald, so dass wir nur auf den Steinen direkt an der Küste zwischen Treibholz herumkraxeln können. Stehenbleiben ist das Dümmste, was einem einfallen kann – sofort sind Schwärme von Sandfliegen zur Stelle, um das letzte Tröpfchen Blut aus uns herauszusaugen. Am nächsten Morgen dreht das Schiff noch eine Runde durch den Fjord, der sich deutlich vom Doubtful Sound unterscheidet. Hier sind die Berge steiler und höher, auch gibt es mehr Wasserfälle, die wegen des guten Wetters aber heute nur spärlich fließen.

Mit diversen Stops fahren wir am Morgen zurück nach Te Anau, wo uns reichlich Busse entgegenkommen und ahnen lassen, dass die Flugzeuge, die wir schon am frühen Morgen über dem Fjord gesehen haben, und die im Hafen von Milford liegenden Schiffe tagsüber für regen Betrieb sorgen. Mit dem hohen Fahr- und Übernachtungspreis erkauft man sich wohl die ruhigste Zeit auf dem Fjord.

Zurück in Te Anau mache ich einen langen Nachmittagsspaziergang entlang des Seeufers. Einige Einkäufe für die nächsten Tage lassen sich hier ebenfalls gut erledigen. Das Hostel ist mir eine Nummer zu groß, aber insgesamt herrscht eine nette Stimmung (mit Musikrunde in einem der Aufenthaltsräume) und einige ganz nette Leute laufen auch herum.

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