Mit einem kurzen Verfahrer beginnt die für die nächsten zwei Tage geplante Tour, die mich über Makarora und den Haast Pass an die berühmte Westküste bringen soll, die wegen der dort herrschenden üppigen Regenfälle auch Wet Coast genannt wird. Nachdem ich die richtige Straße gefunden habe, verlasse ich Wanaka ein kurzes Stück entlang des gleichnamigen Sees. Bald aber geht’s wieder ganz gut rauf und runter, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet habe. Am Südende des Lake Hawea mache ich daher einen kurzen Abstecher über den Staudamm in den nach dem See benannten Ort und esse eine Kleinigkeit.

Zurück auf der Straße hat der Wind zugenommen. So sind es weniger die Hügel, die mir zu schaffen machen – obwohl auch die nicht ganz ohne sind –, als vielmehr der stetige Gegenwind, der mich selbst bergab noch arbeiten lässt. Nach nur 5 km überlege ich zurückzukehren, lasse das dann aber doch bleiben.

Nach dem Hawea Lookout, als ich mich The Neck nähere, dem Kamm zwischen den benachbarten Seen Lake Hawea und Lake Wanaka, scheint es für eine Umkehr zu spät, obwohl es leicht zu regnen beginnt – vermutlich eine Fehleinschätzung. Denn hinter dem Kamm nehmen Wind und Regen weiter zu; je nach Fahrtrichtung und in Böen bläst der Wind sturmartig von vorne, so dass ich kaum vorwärtskomme und das Gefühl habe, mich im Schneckentempo fortzubewegen.

Zwischenzeitlich ist der Regen extrem stark. Es scheint sogar kurz zu graupeln, als ich zwei Amerikaner treffe, die noch langsamer als ich vorankommen. Da mit ihnen kein Windschattenfahren möglich ist und mir wegen des langsamen Fahrens bald kalt wird, fahre ich nicht lange mit den beiden, sondern mache mich davon.

Als ich mich dem Ende des Sees nähere, fährt es sich ein wenig besser, da der Wind nun von Zeit zu Zeit durch Bäume etwas gedämpft wird. Dafür sind mittlerweile auch meine Schuhe durch und durch nass. Kurz vor dem Ziel gibt es eine Tankstelle, wo ich noch einmal Energie tanke und mich ein wenig wärme. Die letzten fünf Kilometer gehen danach trotz Nässe und Kälte einigermaßen schnell rum.

Das Hostel besteht aus einer Anzahl einfacher Holzhütten, die wohl eigentlich ganz nett sein könnten, aber den Nachteil haben, dass man dauernd raus in die Nässe muss, wenn man beispielsweise etwas essen oder auf die Toilette gehen will. Insgesamt ist der Platz eher einfach und die Küche mager ausgestattet. Zumindest aber finde ich alles, was ich brauche: ein Bett und eine warme Dusche. Dass meine Packtaschen tatsächlich wasserdicht sind, haben sie an diesem Tag bewiesen. Daher geht es mir auch wieder richtig gut, als ich nach einem Abendessen in dem kleinen Tearoom des Hostels warm und trocken in meinem Schlafsack liege.

Der neue Tag beginnt, wie der alte aufgehört hat: mit Regen. Ich gönne mir ein cooked breakfast im Tearoom und beschließe, um viertel vor zwölf den Bus nach Franz Josef, einige hundert Kilometer weiter nördlich an der Westküste, zu nehmen. Bis dahin ist noch viel Zeit, so dass ich in aller Ruhe packen und mir am Zielort ein Bett im Hostel reservieren kann. Anschließend begebe ich mich zum Laden des Campingplatzes, der direkt an der Straße liegt. Als der Bus kommt, will ich die wenigen Meter bis zur Haltestelle radeln, doch der Bus verzögert nur kurz und fährt weiter, weil niemand an der Haltestelle steht. Mir bleibt nur eins: ein weiterer Tag Makarora.

Wegen des Regens und da meine Klamotten – insbesondere die Schuhe – noch nass sind, verbringe ich den Tag mit Nichtstun. Die einzigen interessanten Ereignisse sind Gespräche mit Liz, die ständig Arien aus ihrem Walkman dröhnen lässt und diese tetrisspielenderweise mitsingt, sowie zwei Dänen. Nachmittags kommt der Magic Bus, mit dem die meisten der anderen Gäste am nächsten Tag weiter nach Süden fahren. Das von der Truppe am Abend veranstaltete Barbeque ist ganz nett, aber nicht sonderlich aufregend.

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