Schon früh um sieben treffen wir uns zum Frühstück; unsere Rucksäcke haben wir schon gestern abend weitgehend gepackt. Die wenigen Meter vom Hotel zum »Info & Track«-Laden, an dem wir uns um kurz vor acht einfinden müssen, sind schnell zurückgelegt und wir besteigen den Bus nach Glenorchy mit etwa 20 Leuten, von denen einige wie wir auf den Rees-Dart Track, andere auf die anderen Wanderungen wie den Routeburn oder den Caples Track wollen, die ebenfalls in der Nähe von Glenorchy starten. Auf der Fahrt am Lake Wakatipu entlang halten wir für den »Million Dollar View«, wie ihn der Busfahrer nennt: Einen Blick über den See hinweg zu den zwei Gipfeln des Mount Earnslaw (Pikirakatahi), den mit 2830 Metern höchsten Berg in dieser Gegend.

Glenorchy ist gewissermaßen der große Umsteigebahnhof, an dem sich noch weitere, meist kleinere Busse einfinden. Nach einer halbstündigen Pause besteigen wir mit einem guten Dutzend Leuten einen der kleineren Busse, der uns über eine Schotterstraße und durch ein paar Furten zum Muddy Creek Car Park bringt. Bevor wir die Rucksäcke schultern, besuche ich noch schnell das örtliche Plumpsklo und bemerke eine Installation, die es dort vor wenigen Jahren sicher noch nicht gegeben hat: Es wird um gründliche Reinigung aller Gerätschaften gebeten, die mit Wasser in Berührung gekommen sind, um die Verbreitung von Dydimo, einer als Pest angesehenen Alge, zu verlangsamen – von Verhindern scheint schon keine Rede mehr zu sein.

Bereits nach wenigen Kilometern stehen wir vor der ersten kleinen Hürde: Es gilt einen etwas breiteren Bach zu durchqueren. Nach einer kurzen Überlegung, ob wir es in Schuhen und womöglich sogar trockenen Fußes schaffen können, entschließen wir uns, die Sandalen anzuziehen und durch den Bach zu waten. Da Monika das Wort »kalt« zum Unwort erklärt hat, führt sie die Bezeichnung »refreshing« für unsere erste Kneipp-Kur ein. Wir gehen zunächst in Sandalen weiter, aber da die Füße dank des guten Wetters recht schnell wieder trocken sind, ziehen wir die Schuhe schon bald wieder an. Allerdings wartet ein Stück weiter bereits die nächste Furt auf uns, für die wir wieder das Schuhwerk wechseln, was aber für den Rest der Strecke das letzte Mal ist, da wir mit dem Wetter ein Riesenglück haben.

Nachdem ich eine Weile vorangegangen bin und ein eher gemütliches Tempo vorgelegt habe, marschiert nun Monika stramm vorne weg. Lediglich bei den Steigungen geht sie ziemlich langsam, was aber meiner mangelnden Fitness entgegenkommt – ich habe in den letzten Wochen praktisch nur am Schreibtisch gesessen, statt mich vernünftig vorzubereiten. Wäre ich alleine unterwegs, hätte ich mich sicher gleich an den ersten Steigungen verausgabt. Denn recht schnell zeigt sich, dass mein Fitnesszustand alles andere als gut ist, während Monika – sicher auch wegen der vielen Wanderungen, die sie hier bereits gemacht hat – das alles locker wegsteckt.

Recht lange Zeit führt der Weg häufig durch eher morastige Wiesen, wo wir mehrfach ein gutes Stück einsinken – aber nur einmal so weit, dass uns das schlammige Wasser in die Stiefel läuft. Hätte es mehr geregnet, wäre dieses Stück erheblich unangenehmer gewesen; der Lonely Planet spricht von knietiefem Schlamm nach Regenfällen. Zwischendurch führt der Weg immer wieder mal ein paar Höhenmeter aus dem Tal heraus, um dann wieder zum Fluss zurückzukehren. Nach etwa zwei Dritteln der Strecke erreichen wir den Wald und damit die Grenze des Mount Aspiring National Park. Nachdem wir unsere erste Swingbridge überquert haben, geht es nun kontinuierlich durch Südbuchenwald bergauf. Netterweise gibt es aber auch zwischendurch immer wieder einmal nette Ausblicke auf das, was uns morgen erwartet.

So geht es kontinuierlich voran. Und wie sich zeigt, gar nicht so langsam. Denn auf den letzten Steigungen vor der Shelter Rock Hut, die es heute zu erreichen gilt, holen wir noch einige unserer Mitwanderer ein, darunter ein paar Neuseeländer, die nicht mehr die jüngsten sind, sowie einen Japaner etwas höheren Alters. Die Hütte liegt auf knapp 900 Metern Höhe und damit etwa 400 Meter höher als unser Startpunkt – eigentlich ganz ok für meinen ersten Wandertag. Von hier aus ist die nördlich gelegene Kette der Forbes Mountains fast schon zum Greifen nah.

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