Der zweite Tag beginnt wie er angekündigt war: mit Regen – und zwar ordentlichem. So lassen wir uns mit dem Frühstück sehr viel Zeit, nachdem wir auch schon recht gut und lang geschlafen haben. Durch die Konstruktion der Schlafräume haben uns die Frühaufsteher, die es auch hier wieder gibt, nicht zu sehr gestört.

Da der Regen mit unverändert starkem Wind weiter prasselt, kommt nun die erste Wasserprobe auf uns und unsere Ausrüstung zu. Der gesamte Rucksackinhalt ist schon seit gestern in dem Pack Liner verpackt; Dokumente, Karten und alles andere aus Papier in dem kleinen gelben »Müll«sack, den uns das DOC mitgegeben hat. Außen über den Rucksack stülpen wir noch die Regenhüllen, so dass der Inhalt doppelt gesichert ist. Wir selber hüllen uns ebenfalls in Regenkluft: Über die lange Hose ziehe ich die Regenhose – nach meinen Erfahrungen seinerzeit auf dem Kepler Track habe ich mittlerweile eine atmungsaktive –; oben herum ziehe ich über meine Softshell, die mir bislang sehr gute Dienste geleistet hat, aber einem echten Regen nicht standhalten würde, meine nagelneue Regenjacke.

So verpackt machen wir uns fast als die letzten auf den Weg durch den manchmal nur schüttenden, manchmal peitschenden Regen. Da wir dieses erste Stück ja bereits gestern in schönem Wetter gesehen haben und auch die Fotosachen im Rucksack verpackt haben, gehen wir praktisch ohne Pause und sehr zügig bis zum Shelter am Harris Saddle durch, den wir nach knapp eineinviertel Stunden erreichen. Etwas unwohl wird uns lediglich kurz vor dem Pass, als es mehrfach donnert. Als wir schließlich auch Blitze auf der anderen Seite des Passes sehen, sind wir aber beruhigt, da das Gewitter doch etwa drei Kilometer entfernt ist.

Aufgrund unseres späten Starts ist es auch schon Mittag, so dass wir in aller Ruhe eine Stunde Pause machen und unsere wie üblich morgens geschmierten Brote essen und dazu Tee trinken. Hier im Shelter sitzen wir gut geschützt. Außer uns sind noch eine ganze Reihe Wanderer hier, von denen ein Teil auch in der Gegenrichtung unterwegs ist. Einige wirken nicht sehr glücklich: Manche leiden unter der Nässe, da nicht bei allen die Regenjacken und -hosen wirklich dicht sind, andere unter Blasen, die sich an den feuchten Füßen bilden. Wir fühlen uns eigentlich ziemlich gut, sind aber auch fast die einzigen, die sich eine warme Tasse Tee hier oben gönnen.

Nun beginnt der für uns neue Teil der Tagesetappe – leider in unvermindertem Regen und mit entsprechend schlechter Sicht. Nach einiger Zeit aber – wir haben mittlerweile das Gefühl, in den Schuhen stehe das Wasser schon ganz schön hoch, da der Weg sich immer wieder selbst als Bach präsentiert – entdeckt Monika das erste Stück blauen Himmel und gewinnt damit wieder ein Eis, von dem aber noch nicht klar ist, wie und wann wir das einlösen können. Noch ein wenig später scheint die Sonne immerhin schon so kräftig durch die nur noch dünne Wolkendecke, dass wir Schatten werfen.

Kurz nachdem wir den Kamm überquert haben, der den Lake Mackenzie – unser heutiges Etappenziel – vom Hollyford Valley trennt, können wir sogar bis zum See hinuntersehen, der etwa 300 Meter unter uns liegt. Die Wolken lösen sich nun mehr und mehr auf, so dass wir herrliche Blicke auf den See und die Hütte haben – zunächst mit Regenbögen, dann mit durchziehenden Wolken und schließlich unter strahlend blauem Himmel. Durch mehrere Fotostopps dauert der Abstieg zwar länger als ich zunächst dachte, aber innerhalb einer Stunde sind wir am Ziel und haben nunmehr traumhaftes Wetter.

Die Hütte liegt wieder herrlich, dieses Mal direkt am See; allerdings ist sie nicht ganz so schön wie die letzte. Der Bettenraum besteht aus großen doppelstöckigen Schlafplattformen, auf denen je vier Leute Platz finden. Der Gemeinschaftsraum ist ganz nett, mit einer Sitzecke rund um den Kamin, wo Unmengen nasser Kleidung zum Trocknen aufgehängt ist. Monika und ich ziehen unsere Badesachen an und erhalten Szenenapplaus, als wir – kurz – in den See gehen. Obwohl wir allen versichern, dass es gut tat und hinterher auch gar nicht kalt ist, bleiben wir die einzigen, die sich ins Wasser trauen.

Das Abendessen mit etwas Schokolade zum Nachtisch haben wir uns heute wirklich verdient. Außerdem gibt es hier noch den ersten Hut Talk für mich – in den bisherigen Hütten waren die Hut Warden nur herumgegangen und haben mit den einzelnen Leuten gesprochen. Hier gibt es nun eine recht launige Ansprache, wie ich sie auch auf dem Kepler und Milford Track noch zu hören bekomme.

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