Heute beginnt nun mein zweiter Versuch, den Kepler Track in voller Schönheit zu erleben. Vor neun Jahren bin ich ihn bereits mit einem Freund zusammen gegangen, jedoch hatten wir am gesamten zweiten und fast den ganzen dritten Tag heftigen Regen. Daher hatten wir auf dem interessantesten Teil der Wanderung, dem Weg über die Höhen der Kepler Mountains, so gut wie nichts von der Landschaft um uns herum sehen können. Wenn es nach mir geht, soll das dieses Mal anders werden!

Dieses Mal will ich den Kepler Track von Anfang an gehen – seinerzeit hatten wir uns mit einem kleinen Boot über den Lake Te Anau zur Brod Bay fahren lassen. Der Weg führt mich daher zunächst um das Südende des Sees herum am DOC und dem schon bekannten Wildlife Centre vorbei zu den Control Gates, die den Abfluss des Sees in den Waiau River steuern und so zur Höhenregulierung auch des Lake Manapouri dienen. Dort beginnt nun offiziell der Kepler Track. Hier geht es in den sehr schönen Wald hinein, in dem unzählige Farne, darunter auch viele Baumfarne stehen. Zwischendurch gibt es auch Ausblicke auf den See, insbesondere an der Dock Bay und der Brod Bay.

An dieser zweiten Bucht beginnt unmittelbar auch der Anstieg durch den Wald und damit der anstrengendere Teil dieses Tags. Da ich mittlerweile aber recht gut »eingewandert« bin, steige ich recht zügig auf. Unterwegs treffe ich recht wenige Leute, darunter auch einen Vater mit seinem Sohn, die einen Tagesausflug ohne Gepäck machen – der Teenager scheint derartiges aber nicht gewohnt zu sein und Spaß scheint er auch nur begrenzt zu haben… Während des Anstiegs gibt es leider nur einen schönen Aussichtspunkt, ansonsten bleibt der Weg im dichten Wald. Oberhalb einer größeren Klippe gibt es eine nette Stelle für eine Mittagspause; das finden auch zwei Pärchen, hier ebenfalls zu Mittag essen.

Ab der Baumgrenze, die auch hier wieder recht abrupt ist, präsentiert sich die Landschaft mit schönen Ausblicken auf den Lake Te Anau und die dahinter liegenden Berge sowie den südlich liegenden Lake Manapouri. Leider ist das Panorama nicht wirlich fototauglich, so dass man es einfach vor Ort genießen muss. Hier oben weht nun ein so kräftiger Wind, dass ich meine Mütze abnehmen muss, damit sie mir nicht vom Kopf fliegt.

Die Luxmore Hut, die auf 1085 Metern Höhe und damit deutlich über der Baumgrenze liegt, ist so ziemlich ausgebucht. Einige Leute sind auch in der Gegenrichtung unterwegs, darunter zwei Amerikaner, die drei Wanderungen »back to back«, also ohne Ruhetage unmittelbar nacheinander, machen. Ihnen hat der Wind heute einigermaßen zu schaffen gemacht, so dass es stellenweise wohl nicht ganz ungefährlich war. Außerdem konnten auch sie keine Mütze tragen und mussten daher den Kopf notdürftig vor den Sonne schützen. Inzwischen weht draußen der Wind weiter – die Böen rütteln heftig am Gebälk. Gegen Abend fängt es auch noch an zu regnen und ich denke nur: »Nicht schon wieder…«

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