Am nächsten Morgen aber präsentiert sich das Wetter von seiner besten Seite: Die Sonne scheint von einem strahlend blauen Himmel herab, der von ein paar Wolken bevölkert wird, und es ist so gut wie windstill. Besser kann es wirklich nicht sein. Wie üblich mache ich mich recht spät auf den Weg: Lediglich zwei Frauen sind noch in der Hütte, die aber gar nicht weiter auf dem Kepler Track gehen wollen, sondern heute nur einen Abstecher zu der Höhle hier oben machen (die ich seinerzeit schon besucht hatte), um morgen dann wieder nach Te Anau hinunterzugehen.

Dass der zweite Tag auch ohne Wind einigermaßen anstrengend ist, zeigte gestern schon das GPS-Gerät eines der beiden Amerikaner, für die es heute nur noch bergab bis nach Te Anau geht: In der Summe sind sie heute 2500 Höhenmeter aufwärts gegangen – es geht hier oben eben keineswegs flach voran, sondern permanent auf und ab. Nach kurzer Zeit hole ich Kim und Erika ein, zwei junge Kanadierinnen. Kim hatte schon am Vorabend eine dicke Blase am einen Fuß und nun Probleme mit dem anderen, wahrscheinlich als Folge davon, dass sie den anderen Fuß zu schonen versucht hat. Ich wäre zwar eigentlich etwas schneller als die beiden unterwegs, bleibe aber bei ihnen, weil wir uns nett unterhalten – und außerdem ja viel Zeit haben und in aller Ruhe die herrlichen Ausblicke genießen können. Gerade als wir zum Gipfelabstecher zum Mount Luxmore kommen, ziehen leider ein paar Wolken über den South Fiord des Lake Te Anau heran, so dass der Blick dorthin etwas getrübt ist; in alle anderen Richtungen aber bleibt die Sicht klar.

Auf dem weiteren Weg über den Kamm überholen wir noch die aus Mike, Sean und Lars bestehende Gruppe. Mike und Sean hatten sich den zweiten Tag wohl leichter vorgestellt, sind aber trotzdem noch begeistert von der Tour. Vor allem mit Mike hatte ich mich am Abend vorher unterhalten; er ist vor knapp zwei Jahren aus den USA nach Neuseeland ausgewandert und hatte viel Interessantes über sein neues Leben zu erzählen. Nachdem wir lange Zeit auf dem Kamm entlang gewandert sind, liegt noch ein letzter Aussichtspunkt vor uns, bevor es in den Wald hinein geht. Auf dem langen Abstieg gehe ich nach Erreichen der Baumgrenze etwas zügiger, indem ich es einfach »laufen lasse«, da mir das angenehmer vorkommt, als langsamer bergab zu gehen.

An der Hütte angekommen schaue ich zunächst am Fluss, ob sich der für ein Bad anbietet. Der Wasserstand ist jedoch ziemlich niedrig und die Sandflies tummeln sich. Daher packe ich meine Badesachen zusammen und gehe zum etwa zwanzig Minuten entfernten Wasserfall. Dort steige ich einmal kurz ins Wasser und schwimme einige Züge in dem Pool, den das Wasser hier bildet. Als ich aus dem Wasser komme, bin ich offenbar für die Sandflies erst einmal zu kalt: Sie haben sich auf meine Wanderklamotten gestürzt und bleiben zunächst bei ihnen. Noch bevor ich mich aber ganz abgetrocknet habe, nehmen sie mich dann aber doch wahr. Halb umgezogen flüchte ich ein Stück vom Wasser weg und ziehe mich dort um. Abends schließlich gibt es den bislang unterhaltsamsten Hut Talk.

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