Bevor ich das Auto in Queenstown abgebe, habe ich mir vorgenommen, noch ein paar nette Orte anzufahren, die ich teilweise auf meiner Radtour seinerzeit besucht habe und die ich teilweise noch gar nicht kenne. Leider ist die Zeit dafür nicht so ganz reichlich. Nach kurzen Aufenthalten in Kingston am Südende des Lake Wakatipu, von wo früher einmal eine Museumseisenbahn ein paar Kilometer weit nach Süden fuhr (die Anlagen sehen so aus, als würde sie mittlerweile nicht mehr fahren), und am Shotover River, wo die Jetboote den Fluss hinauf und hinab düsen, fahre ich nach Arrowtown.

Lake Wakatipu

Lake Wakatipu

Arrowtown ist eine einigermaßen alte Stadt, die ihre große Zeit mit dem Goldrausch etwa ab 1870 hatte. Der historische Teil des Ortes ist sehr übersichtlich und voll mit Geschäften und Touristen. Mich zieht es schnell in die etwas abseits davon liegende ehemalige chinesische Siedlung, die eines der dunkleren Kapitel der vermeintlichen Multikulturalität Neuseelands veranschaulicht. In extrem einfachen Unterkünften und sicher unter sehr mäßigen Lebensbedingungen haben hier die chinesischen Arbeiter gelebt. Sowohl die (europäisch-stämmige) Bevölkerung als auch der Staat hatten etwas gegen die Integration dieser Leute, die so auch nur wenige Spuren in Neuseeland hinterlassen haben. Erst seit etwa dreißig Jahren wandern nun wieder Leute aus Asien ein – dieses Mal mit dem Segen der Regierung und einer rechtlichen Gleichstellung, aber in Teilen der Bevölkerung durchaus wieder von Ressentiments begleitet.

Anschließend fahre ich noch ein Stück die Straße zur Crown Range bis zum ersten Ausguck und genieße einmal die Aussicht von dort oben. Nachdem ich mein Gepäck im Hostel vorbeigebracht habe (ich habe wieder einen Platz im Last Resort bekommen, wo ich mich beim letzten Mal sehr wohlgefühlt habe), bringe ich den Wagen nach Frankton, wo ich ihn abgeben muss. Dass Frankton so groß und geschäftig und die Straße von dort bis Queenstown praktisch durchgängig bebaut ist, habe ich gar nicht in Erinnerung – immerhin bin ich auch hier vor 15 Jahren mit dem Fahrrad durchgefahren. Am nächsten Tag erfahre ich von einer Frau, die dort schon lange lebt und deren Mann vor 13 Jahren gestorben ist, dass ich kein Problem mit dem Gedächtnis habe, sondern dass dort damals wirklich nur ein paar Häuser gestanden haben.

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