Nach dem Milford Track steht nun die zweite und für diesen Urlaub vermutlich letzte Mehrtageswanderung auf dem Programm. Gemeinsam mit René und Maria sowie zwei jungen deutschen Frauen, die ebenfalls im selben Hostel wie wir in Wanaka abgestiegen waren, wollen wir heute auf den Copland Track, der an der Westküste etwa 25 km südlich von Fox Glacier ins Inland führt. Es ist zwar etwas eng im Auto, aber irgendwie passen wir alle fünf mit unserem Gepäck hinein und fahren zum Startpunkt der Wanderung.

Wenn vom Copland Track die Rede ist, ist das eigentlich eine schamlose Übertreibung. Denn diese Bezeichnung gehört eigentlich zu einer Alpenüberquerung, die Bergsteigern mit viel Erfahrung vorbehalten ist und schon so manches Opfer gefordert hat. Was wir vor haben, ist die erste Tagesetappe dieser Wanderung talaufwärts und am nächsten Tag wieder zurück zu gehen.

Karangarua River

Karangarua River

Die Wanderung beginnt mit der Durchquerung eines derzeit fast ausgetrockneten Flussbetts und wird anschließend recht steinig und wurzelig mit einigem Auf und Ab, so dass wir gar nicht mal so schnell vorwärts kommen und die für die 18 km vom DOC veranschlagten 7 Stunden alles andere als unrealistisch erscheinen. Nach einer Weile kommen wir an die erste von zahlreiche Furten, die es zu durchqueren gilt. Die meisten der Bäche, die wir so durchqueren müssen, führen momentan sehr wenig Wasser, dieser jedoch ist tief genug, dass René und Maria, die beide Halbschuhe tragen, barfuß hindurch waten, um nicht mit nassen Schuhen und Socken weiterlaufen zu müssen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Wanderung deutlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich ist, wenn es zuvor kräftig geregnet hat.

Karangarua Valley

Karangarua Valley

Das nächste Stück der Wanderung hingegen geht sehr flott: Es geht flach durch Wald und Wiese. Aber dieses Vergnügen ist auch bald vorbei und damit für heute das letzte Stück, bei dem man zügig schreiten kann. Schon bald führt der Weg direkt an den Copland River, wo man durch die Geröllhalden kraxeln muss. Weiter geht es dann immer leicht bergauf über einen sehr steinigen und mit Wurzeln durchsetzten Weg, der das Fortkommen bremst. Der Wald, den wir hier durchwandern, ist wunderschön, allerdings gibt es leider nur sehr wenige Ausblicke – nämlich fast nur, wenn es eine der Brücken über einen Nebenbach des Copland River zu überqueren gilt. Von denen sind mehrere als Swingbridge ausgelegt, die im Gegensatz zu den meisten auf den Great Walks nur für eine Person ausgelegt sind und außerdem zu den längsten Exemplaren gehören, die mir bislang begegnet sind.

At Welcome Flats Hut

At Welcome Flats Hut

Als die Wanderung dann doch ganz schön lang zu werden droht, erreichen wir endlich die letzte der zu überquerenden Swingbridges und müssen nun nur noch ein wenig bergab gehen, bis wir endlich nach knapp sieben Stunden (inklusive Pausen) die überraschend große und sehr einladend wirkende Welcome Flat Hut erreichen. Hier erwartet uns nun die große Belohnung und der eigentliche Grund für die Attraktivität dieser Wanderung: In unmittelbarer Nähe der Hütte gibt es Hot Pools, eine Ansammlung von vier natürlichen Becken, die von einer heißen Quelle gespeist werden und Temperaturen zwischen 30 und 42 Grad aufweisen. Eine Weile halten wir es in dem wärmsten Becken aus, aber dann wechseln wir doch lieber in das 35 Grad warme, wo es sich sehr gut aushalten lässt. Den Kopf muss man allerdings stets über Wasser halten, da es hier Amöben gibt, die man über die Nase und den Mund aufnehmen kann und die Meningitis verursachen können. Nach dem Bad folgt das übliche: Hut Talk, essen, erschöpft zu Bett gehen.

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