In der Nacht hat es einigermaßen kräftig geregnet. Als ich aufstehe, ist es zwar trocken, aber der Himmel über der Küste und der See ist grau und wolkenverhangen. Dafür präsentieren sich aber die Spitzen der Berge ein wenig landeinwärts sonnenbeschienen unter blauem Himmel – zumindest für eine kurze Weile. Ich lasse mein Zelt erst einmal stehen – in der Hoffnung, dass es trocken bleibt und das Zelt ein wenig trocknen kann – und begebe mich zum Hauptquartier von Okarito Boat Tours, das gleichzeitig auch als Basis eines Kayakvermieters und als Café fungiert und damit gewissermaßen den Ortskern darstellt.

Southern Alps

Southern Alps

Mit außer mir nur einem weiteren Passagier begibt sich Swade, unser Skipper für die nächsten zwei Stunden, zum Bootsanleger, einem Überbleibsel aus der Zeit, als Okarito sich noch als Hafen versucht hat. Dort besteigen wir das “Flat Bottom Boat”, das ein wenig an die Boote erinnert, die – wenn man Filmen glauben darf – in Florida durch die Sümpfe fahren. Der Antrieb ist hier natürlich eine Düse, wie es im Land der Jet Boats kaum anders zu erwarten ist. Die Geschwindigkeit, mit der wir uns fortbewegen, ist aber nicht mit meiner vorherigen Jet-Boat-Fahrt zu vergleichen: Hier geht es in sehr gemächlichem Tempo durch die Lagune von Okarito sowie anschließend ein Stück weit den Okarito River durch den Regenwald hinauf. Neben der sehr schönen Landschaft stehen dabei die hier ansässigen Vögel im Vordergrund. Ich sollte nun in der Lage sein, drei verschiedene Kormoranarten – hier Shags genannt – auseinander halten zu können: Spotted, Pied und Stewart Island Shags. Die Unterschiede zwischen den beiden Arten von Terns hingegen (white-fronted und Kaspian) haben sich mir nicht erschlossen. Das eigentliche Highlight der Lagune sind aber die Kotuku, White Herons bzw. zu deutsch Silberreiher. Diese eigentlich nicht sonderlich seltenen Vögel gibt es in Neuseeland nur hier zu sehen.

Kotuku

Kotuku

Nach der Rückkehr von der Bootstour baue ich mein leider nicht ganz getrocknetes Zelt ab, packe es noch etwas feucht zusammen und begebe mich auf die Fahrt nach Norden. Einen Zwischenstopp lege ich in Hokitika ein, genauer gesagt zunächst einmal etwas südlich dieses Orts. Dort wurde im Dezember eine neue Touristenattraktion eröffnet, ein Treetop Walk. Dabei geht man auf einer in den Wald hinein gebauten Stahlkonstruktion in etwa zwanzig Metern Höhe durch den Wald. Das ergibt recht interessante Blicke von oben auf die Farnbäume, die höchstens acht bis fünfzehn Meter hoch werden. Die hier sehr verbreiteten Rimus hingegen sind schon eher Baumriesen, denn sie sind an die vierzig Meter hoch. Typischerweise haben sie in der unteren Hälfte keine Äste und damit auch keine Blätter, so dass es man diese von dem Rundgang aus einmal aus der Nähe betrachten kann. Auch die auf diesen wachsenden Pflanzen, wie beispielsweise der Southern Rata oder auch Orchideen, kann man so aus der Nähe sehen. Ein Aussichtsturm mit vierzig Metern Höhe ist ebenfalls Bestandteil des Rundgangs, so dass man hier an einer Stelle tatsächlich über allen Dingen steht.

Tree Fern From Above

Tree Fern From Above

Mit zwei kurzen Zwischenstopps für einen Imbiss in Hokitika und einen Einkauf in Greymouth fahre ich bis nach Punakaiki. Bis kurz vor das Ziel ist das Wetter besser geworden und meist scheint die Sonne, auch wenn recht viele Wolken am Himmel sind. Aber dann verdunkelt sich der Himmel und innerhalb kürzester Zeit schüttet es wie aus Kübeln, so dass die Scheibenwischer das Wasser kaum beiseite schaffen können. Auch das ist aber schnell vorüber und als ich in Punakaiki ankomme, regnet es nur noch leicht.

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