Auch heute habe ich wieder Glück mit dem Wetter. Gestern Abend hatte ich mir noch einen Platz bei Kapiti Explorer, einem der beiden hier im Ort ansässigen Anbieter für Bootstouren, reserviert; ob die Tour aber auch stattfinden würde, entscheidet sich immer erst am Morgen, da nicht nur das Wetter, sondern auch der Seegang mitspielen müssen. Beide taten.

Schon der Gang an Bord ist ungewöhnlich. Das Boot steht nämlich noch auf einem Trailer hinter einem großen Trecker, dessen Hinterreifen ziemlich genau meine Größe haben. Hinter dem Boot sind einige Tische aufgebaut, auf denen wir einmal selber tief in jede Tasche unserer Rucksäcke hineingreifen müssen, damit eventuell dort sich versteckende Ameisen, Mäuse, Geckos usw. aufgeschreckt werden und den Rucksack verlassen. Denn diese sind auf der Insel unerwünscht. Dann werden einmal die Schuhe von allen Seiten abgebürstet und durch kurzes Herumwatscheln in einer kleinen Wanne die Sohlen desinfiziert. Meine Schuhe sind jetzt erst einmal wieder sauber.

Dann gehen wir an Bord – das Boot steht immer noch auf dem Parkplatz. Als alle (ca. 15) Passagiere im Boot sitzen, gibt es eine Sicherheitseinweisung für die 15-minütige Überfahrt, bevor sich der Trecker mit dem Boot im Schlepptau in Richtung Strand in Bewegung setzt. Dort wendet er und fährt rückwärts, bis das Boot tief genug im Wasser liegt und den Trailer schwimmend verlassen kann.

Arriving on Kapiti Island

Arriving on Kapiti Island

Über den am Boot angebrachten kleinen Steg erreichen wir nach der Überfahrt Kapiti Island, wo es vom Strand zu einem Shelter geht, der nicht nur Schutz vor Wetter bietet, sondern auch Informationen. Zahlreiche Schautafeln erläutern, was uns hier auf der Insel erwartet. Anhand dieser Tafeln hält unser Guide Jenny einen etwa 20-minütigen Vortrag und erklärt uns, an welchem Wanderweg uns was erwartet oder erwarten könnte.

Kereru

Kereru

Die Besonderheit von Kapiti Island besteht darin, dass man nach und nach in groß angelegten Maßnahmen zuerst Possums, dann Ratten und schließlich alle weiteren nicht einheimischen Tiere ausgerottet hat. Dadurch hatte dann zum einen der heimische Wald eine Chance zur Regeneration – zuvor haben die Possums auf der Insel schätzungsweise 14 Tonnen an Pflanzen verfuttert – pro Nacht! Zum anderen entstand dadurch wieder Lebensraum für die vielen Vogelarten, die früher in ganz Neuseeland heimisch waren, heute aber zu guten Teilen nur noch in “Eco Sanctuaries” eine Chance haben. Überwiegend sind das auf Kapiti Island Arten, die hier auch früher gelebt haben, teilweise wird die Insel aber auch als eine Art Arche genutzt – der Little Spotted Kiwi beispielsweise würde heute nicht mehr existieren, wenn man nicht rechtzeitig einige Exemplare hierher gebracht hätte, wo er sich einigermaßen gut vermehrt.

Kaka

Kaka

Wir haben nun etwa fünfeinhalb Stunden Zeit, einen kleinen Teil der Insel zu erkunden. Schon nach wenigen Metern im Wald merkt man, dass hier viel mehr Vögel singen als in Wäldern auf dem Festland. Und wenn man einen Moment stehenbleibt, sieht man sie auch überall in den Bäumen, den Büschen und auf dem Boden. Das Fotografieren gestaltet sich recht schwierig, da der Wald recht dicht und damit dunkel ist und sich die Vögel gern im Schatten aufhalten. Aber allein, alle diese Arten einmal in freier Wildbahn zu sehen – darunter Kakas, Saddlebacks und einen red-crowned parakeet, den ich bislang nur in Gehegen gesehen habe – ist für mich ein großartiges Erlebnis.

Dann ist es Zeit für die Rückfahrt, bei der das Boot auf den im Wasser stehenden Trailer gefahren wird, damit uns der Trecker wieder an Land ziehen kann, wo wir auf dem Strand aussteigen.

Leave a Reply