Unmittelbar vor den Toren Wellingtons gab es einmal einen kleinen Stausee, der die Wasserversorgung der Stadt sicherstellte. Als Wellington wuchs, wurde in demselben Tal weiter oben ein zweiter, größerer Stausee angelegt. Doch irgendwann reichte auch dieser nicht mehr aus und man ersann eine andere Lösung. Um die soll es hier aber gar nicht gehen, sondern darum, was aus diesem Tal wurde – nämlich Zealandia.

Wellington Green Gecko

Wellington Green Gecko

Hinter diesem Namen verbirgt sich ein “Ecosanctuary”, also ein Naturschutzgebiet, in dem man versucht, die Natur wieder möglichst nah an den Zustand heranzubringen, wie er vor der Besiedlung Neuseelands durch Menschen war. Natürlich ist das kein Jurassic Park (auch wenn Sam Neill aus Neuseeland stammt); die ausgestorbenen Tierarten werden also nicht zurückkehren. Aber zumindest hat man fast zwanzig Arten hier wieder ansiedeln können, von denen sechs seit über einem Jahrhundert auf den beiden Hauptinseln gar nicht mehr vertreten waren. Damit geht auch die Regeneration der Wälder einher, die teilweise von den Tieren abhängig ist.

Damit das Ganze funktioniert, hat man gewissermaßen eine Insel auf dem Festland geschaffen, indem man eine Art Berliner Mauer um das 225 Hektar große Gelände gebaut hat: einen langen Zaun, der hoch genug ist, dass Katzen und Possums nicht darüber springen können, und mit einem Schutz gegen überklettern sowie untergraben versehen ist.  Und natürlich hat man im Inneren “aufgeräumt”, also alle Räuber entfernt.

Takahe

Takahe

Auch wenn man noch weit vom eigentlichen Ziel entfernt ist, ist es schon beeindruckend, wie gut sich die Natur in den wenigen Jahren entwickelt hat. Die nicht flugfähigen Tiere haben natürlich keine Wahl, aber alle anderen könnten sich auch andere Lebensräume suchen. Doch die Wälder sind bereits voll von Vögeln und ihrem Gesang. Das Ganze erinnert mich tatsächlich an meinen Besuch auf Kapiti Island.

Mit Futterstationen wird einigen Arten auf die Sprünge geholfen – noch reichen die vorhandenen Pflanzen nicht aus, um allen Arten das passende Futter zu bieten. So gibt es einige, die auf Nektar angewiesen sind; die entsprechenden Pflanzen wachsen aber sehr langsam. In der Nähe dieser “Feeder” bieten sich die besten Gelegenheiten, die einzelnen Arten zu beobachten. Einige von ihnen habe ich zuvor noch nie oder sehr selten in freier Wildbahn gesehen. Leider lassen sich allerdings nicht alle auch ohne weiteres fotografieren – da müsste man noch erheblich mehr Zeit mitbringen.

Tuatara

Tuatara

Ein spezielles Schutzgebiet im Schutzgebiet hat man für die Tuataras eingerichtet. Ich habe von diesen Tieren, die sich seit Millionen Jahren der Evolution weitgehend verweigert haben, zwar schon einige in anderen Gehegen gesehen, aber noch nicht in einem so großen. Ein sogar begehbares Teilgebiet wurde für die Takahes geschaffen. Diese sind eigentlich auf der Südinsel zu Hause – die früher auf der Nordinsel heimische Art ist ausgestorben –, aber da es nur noch knapp 250 von ihnen gibt, versucht man, mehrere getrennte Populationen im Land zu verteilen für den Fall, dass in einer Population ein größeres Problem auftritt. In Te Anau habe ich diese Vögel schon in einem Gehege gesehen, aber was hier großartig ist: Man läuft direkt zwischen ihnen herum. Als ich mich auf den Boden setze, kommen die beiden Takahe bis auf wenige Zentimeter an mich heran. Allein das ist schon den Besuch dort wert gewesen; zum Abschluss gelingt mir aber auch noch ein gutes Foto von einem Tui – die haben sonst meist das Talent, zwar ganz nahe zu sein, aber doch immer durch Zweige verdeckt. Die Ausbeute bei den Versuchen, diverse andere Vögel zu fotografieren, ist letztlich nicht so ganz toll.

Tui

Tui

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