Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Aber der Reihe nach. Wie schon gestern macht Wellington heute seinem Beinamen “windy” alle Ehre: Die Stadt ist bekannt dafür, dass hier die Winde, die durch die Cook Strait ziehen, ganz ordentlich pusten können.

Wie geplant packe ich meine Siebensachen und verlasse Wellington auf dem Highway 2 in Richtung Nordosten. Aber dann entscheidet sich das Wetter doch tatsächlich für leichten Regen. Und dabei bleibt es auch, als ich nach weniger als einer Stunde Fahrt den Kaitoke Regional Park erreiche. Hier wollte ich nun eigentlich mein Zelt aufschlagen, einige schöne, kurze Wanderungen machen und in der Nacht den Sternenhimmel beobachten. Dass letzteres nicht möglich sein wird, zeigt der Blick auf die Wettervorhersage; und den ganzen Tag hier bei – wenn auch leichtem – Regen herumzulaufen, habe ich keine rechte Lust.

Also mache ich nur einen kleinen Spaziergang nach Rivendell (auch bekannt als Imladris oder Bruchtal), denn hier wurden die entsprechenden Szenen aus dem Herrn der Ringe gedreht. Mehrere Informationstafeln mit Vergleichsfotos zeigen, welche Szene wo gedreht wurde – und was alles nachträglich digital hinzugefügt wurde. Aber auch ohne den Filmvergleich ist das hier ein durchaus hübscher Ort. Der Torbogen im Bild oben ist erst nachträglich hier hingesetzt worden; er ist auch nur halb so groß wie der im Film, wo Frodo Gandalf fragt: “Mordor – is it right or left?”

Laut den Wetterseiten im Netz soll das Wetter nur 20 Kilometer weiter östlich zwar nicht super, aber doch ein Stück besser und es dort vor allem trocken sein. Das kommt mir zwar erst einmal etwas komisch vor, aber als ich mich auf den Weg mache, verstehe ich schnell, warum das durchaus sein kann: Die Straße windet sich nämlich in die Rimutakas hoch, eine bis zu knapp 900 Meter hohe Bergkette. In engen Kurven windet sich die Straße, die in den vergangenen Jahrzehnten wohl immer wieder breiter und sicherer gemacht wurde, bis zum Pass hinauf – von dem man eine schöne Aussicht hat, die es sich bei diesem Wetter aber nicht lohnt zu fotografieren – und auf der anderen Seite wieder hinunter.

Nun bin ich im Wairarapa, einer Gegend, die den Weintrinkern unter Euch vielleicht bekannt ist. Böden, Klima und Niederschlagsmengen sollen wohl ähnlich sein wie im Burgund. Daher hat man hier Mitte der 1980er Jahre im größeren Umfang mit dem Anbau von Weinen begonnen. Mich zieht es heute nach Martinborough, das wohl das Zentrum des Weinanbaus hier ist. Direkt gegenüber vom Campingplatz, auf dem ich heute übernachte, liegt denn auch gleich ein Weingut. Bei einem Spaziergang durch den Ort gehe ich an etlichen anderen vorbei, wo man oft auch probieren könnte, wenn man früher am Tag hier wäre, als ich das bin. Der Ort ist einer dieser typischen weitläufigen, mit breiten, schnurgeraden Straßen, die in lockerem Abstand bebaut sind – hier noch etwas lockerer als in anderen Orten, wegen der Weinfelder. Lediglich im Ortszentrum – sprich: dem einen Platz in der Mitte – gibt es eine gute Handvoll zweigeschossige Häuser wie das alte lokale Hotel, das aber nur noch ein Restaurant ist.

Abends auf dem Campingplatz plane ich meine weitere Reiseroute ein wenig um und buche ein paar Hostels. Mehr dazu erfahrt ihr in den kommenden Tagen. Außerdem bekomme ich noch einen guten Tipp für morgen von einer Familie aus Wellington, die ihr Wochenende hier in Martinborough verbringen.

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