Als ich aufwache und aus dem Fenster gucke, denke ich, dass vielleicht heute der bessere Tag für die Wanderung gewesen wäre, denn der Himmel ist komplett blau – allerdings nur in der Richtung, in die mein Fenster schaut. Denn als ich zur Toilette gehe, sehe ich einen knalligen Regenbogen, der von einem weiteren schwächeren Regenbogen umrahmt wird, über dem Hügel neben dem Campingplatz. Und als ich von der Toilette zurückkomme, gibt es einen kräftigen Schauer. Nach dem Frühstück ist dann der Himmel komplett bewölkt und immer wieder gibt es kurze Schauer. Also ist die Entscheidung, heute weiter zu reisen, nicht ganz verkehrt.

Vor mir liegt nun eine lange Strecke auf geschotterter Straße – Gravel Road heißt so etwas hier. In Teilen ist die Straße gerade frisch geschottert und vom Grader, dem ich gestern zweimal begegnet bin, abgezogen worden. Wie das Rückfenster des Autos gestern nach der Fahrt über eine trockene Schotterpiste aussah, zeigt das obige Bild. Der heutige Regen macht die Fahrt insofern angenehmer, als ich und die (gelegentlich, wenn auch selten) vor mir fahrenden Autos keine lange Staubfahne hinter sich herziehen. Gerät man in den frischen Schotter, fährt es sich ähnlich wie auf Schnee und man driftet eher um die Kurven. Dazu kommen teilweise fiese Löcher und Wellen in der Straße sowie der gelegentliche Steinschlag. Das alles zusammen mit dem Regen sorgt für eine einigermaßen anstrengende Fahrt, weil man sich doch sehr konzentrieren muss.

Schließlich aber habe ich wieder Asphalt unter den Rädern und es geht gleich wieder zügiger voran, denn nachdem die Straße erst noch sehr kurvig war, geht es nun in sanft geschwungenen Kurven allmählich leicht bergab in Richtung Rotorua. Und als ich da so gemütlich vor mich hinfahre, sehe ich plötzlich ein großes dunkles Etwas vor mir auf der linken Seite über die Wiese purzeln. Der zweite Wagen vor mir ist auf den Grasstreifen neben der Straße geraten, über die Böschung hinweg in einen Weidezaun geflogen und hat sich mehrfach auf der Wiese überschlagen. Das Schlimmste befürchtend laufen die beiden Insassen aus dem Wagen vor mir und ich zu dem Wrack, indem – natürlich unter Schock – die vier Insassen, eine Mutter mit ihren drei Kindern, praktisch unverletzt sitzen. Wir rufen sofort den Notruf an, andere vorbeikommende Autofahrer halten ebenfalls, darunter auch eine Krankenschwester, die sich die vier genauer anschaut. Nach einiger Zeit – wir sind ein gutes Stück vom nächsten Ort entfernt – treffen Feuerwehr, Polizei und Ambulanz ein und kümmern sich um alles.

Die weitere Fahrt verläuft dann zum Glück ohne weitere Aufreger, auch wenn ich kurz vor meinem Ziel noch einmal an Blaulicht vorbeikomme; hier hat jemand sein Auto vor einen Baum gefahren. Auch da scheint nichts Schlimmeres passiert zu sein, denn die Polizisten stehen mit der Fahrerin neben dem Wagen. Im Radio warnen sie auch immer wieder, vorsichtig zu fahren; denn viele machen sich nach der Arbeit noch auf den Weg ins lange Osterwochenende, mancher sicher übermüdet.

Hat es auf der Fahrt fast ununterbrochen geregnet, mal nur ganz leicht, mal unwetterartig, hört es wenige Kilometer vor Hahei auf zu regnen. Und als ich zum Abendessen gehe, sehe ich sogar einen kleinen Streifen blauen Himmels. Mal schauen, was die nächsten Tage bringen – sowohl vom Wetter her als auch vom Reiseplan. Denn ich habe nur für heute Nacht ein Bett bekommen können – in der Tatahi Lodge, in der ich zu Ostern vor zwanzig Jahren schon einmal übernachtet habe. Da aufgrund der Kurzurlauber vor allem aus Auckland vieles ausgebucht ist, werde ich, wenn das Wetter passabel ist, auf den Campingplatz umziehen.

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