Auf geht’s in Richtung Süden, denn die letzten Tage “on the road” liegen vor mir. Die Fahrt führt zunächst nach Ahipara am südlichen Ende des Ninety Mile Beach, wo man von einer Anhöhe aus einen schönen Blick auf den fast unendlich lang wirkenden Strand hat. Ein Foto gibt es jedoch nicht, da die Sonne zu ungünstig steht – hier müsste man dafür am späten Nachmittag sein.

Über kurvige, meist von Wäldern gesäumte Straßen geht es bis an den Hokianga Harbour, eine tief ins Land reichende Bucht, über die ich mit einer kleinen, stündlich verkehrenden Fähre nach Rawene übersetze, was laut meinem Reiseführer Neuseelands dritter europäischer Ort gewesen ist. Direkt an der Bucht lädt das Boatshed Cafe zu einem Muffin und einem Cappuccino mit Blick auf das Wasser ein. Die Fahrt geht dann mehr oder weniger am Südufer der Bucht weiter bis zu deren Mündung in die Tasmanische See bei Omapere. Dort hatte ich den Tipp bekommen, den Ausblick von der Signal Station Road aus zu genießen. Auch hier steht wieder einmal ein Wegweiser zu einem Scenic Lookout – was wieder nicht zu viel versprochen ist.

Dann folgt der Besuch im Waipoua Forest, der der Hauptanlass für meine Reise durch diese Gegend ist. Der erste Stopp dort bringt mich zu Tane Mahuta, benannt nach dem Gott des Waldes. Dieser ist ein Kauri-Baum, genauer gesagt der größte Baum des Landes mit einer Höhe von gut 51 Metern und einem gewaltigen Umfang von fast vierzehn Metern. Die Gestalt wirkt ungeheuer massiv, da die ersten Äste erst in einer Höhe von über 18 Metern wachsen und der Baum bis in diese Höhe kaum schmaler wird. Sein Alter wird auf bis zu 2000 Jahre geschätzt.

  
Ganz in der Nähe stehen noch die Four Sisters, vier hohe, aber längst nicht so massive Kauris, die im unteren Bereich miteinander verwachsen sind, sowie Te Matua Ngahere, der Vater des Waldes. Er ist zwar “nur” knapp dreißig Meter hoch, hat dafür aber einen Umfang von über sechzehn Metern. Wie viele Kauris hat auch dieser eine riesige Krone, die fast ein eigenes Ökosystem bildet: In den Gabeln nisten Vögel und wachsen weitere Pflanzen, die, wenn sie absterben, dem Kauri als Dünger dienen. Die Wurzeln, die die Versorgung eines Kauris sicherstellen, liegen nah unter dem Waldboden und reichen weit vom Stamm weg; daher darf man hier nirgends die Wege verlassen, die oft auf Holzstegen geführt werden. Ein weiteres Problem für die Bäume stellt ein Pilz dar, der vermutlich u. a. über die Schuhsohlen von Leuten, die an verschiedenen Stellen Kauris besucht haben, verbreitet wird. Daher muss man hier nun stets einmal die Schuhe reinigen, bevor und nachdem man in einem Kauri-Wald war.

Als letztes besuche ich noch den Trounson Kauri Park. Im Vergleich zu den bereits gesehenen Baumriesen ist hier wenig Spektakuläres zu sehen. Die Besonderheit hier liegt eher darin, dass dieser Wald, der bereits seit 1921 ein Schutzgebiet ist, eine Vielzahl von Kauris, viele vergleichsweise junge (also unter einhundert Jahre), aber auch etliche ältere. Nach dem Besuch dort geht es noch bis Dargaville, die Hauptstadt der Kumara, wo ich die Nacht in einem kleinen Hostel verbringe, in dem die meisten Bewohner Leute mit Work&Travel-Visum sind, die hier in der Landwirtschaft arbeiten.

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