Am heutigen Tag will ich meine erste Lücke in Neuseeland füllen. Zwar war ich vor 15 Jahren schon einmal in Dunedin, aber damals habe ich es nicht bis auf die Otago Peninsula, die Halbinsel vor Dunedins Küste, geschafft. Da ich dieses Mal nun mit dem Auto unterwegs bin, kann ich auch die abgelegeneren Ecken besuchen und mir so viel Zeit nehmen wie ich möchte. Benny fühlt sich nicht ganz wohl; daher begleitet mich Anne auf dieser Tour. Das Wetter ist leider etwas trübe.

Sandfly Bay Dunes

Sandfly Bay Dunes

Der erste Abstecher von der High Cliff Road, die über den Rücken der Halbinsel verläuft, führt zur Sandfly Bay. Erfreulicherweise scheint die ihren Namen nicht von den bissigen Tierchen zu haben, sondern von fliegendem Sand. Dem entsprechend befinden sich zwischen dem Strand und den dahinter liegenden Hügeln ausgedehnte Dünen. Vom Parkplatz aus führt der Weg durch die Dünen bergab an den Strand, wo sich zwei männliche Seelöwen (Hooker’s Sea Lions) herumtreiben. Die ziemlich stattlichen Tiere lassen sich von uns nicht stören, so dass wir einigermaßen nahe an sie herangehen können. Einen ordentlichen Respektsabstand halten wir aber trotzdem, da wir uns mit den beiden lieber nicht anlegen wollen. Nach einiger Zeit verkriechen sich die beiden in den Dünen hinter dem Strand, wo auch der Weg zu einem Unterstand entlangführt, von dem aus man Yellow-Eyed Penguins beobachten könnte, wenn denn welche da wären. Wir spazieren daraufhin noch ein wenig am Strand entlang, wo sich auf den Felsen am Ende der Bucht etwa 20 Seebären (New Zealand Fur Seals) ahlen. Wir bemerken sie erst, als wir schon recht nahe bei ihnen sind.

Hooker's Sea Lion

Hooker’s Sea Lion

Als nächstes fahren wir an einer Bucht (Hoopers Inlet) entlang zum Allans Beach, wo wir erneut auf einen Seebären treffen, der in der nicht vorhandenen Nachmittagssonne döst. Leider ist er ganz alleine und sonst sind keine anderen Robben anzutreffen. Also geht es weiter zur Spitze der Halbinsel, wo sich eine Albatroskolonie befindet. Diese Kolonie ist nur gegen Eintritt zugänglich, was wohl auch dem Schutz der Vögel dienen soll. Wir entscheiden uns gegen einen Besuch und suchen uns ein nettes Plätzchen gleich neben dem Eingang der Anlage. Dort können wir einige Albatrosse über uns kreisen sehen und dem eleganten Flug dieser Vögel zuschauen.

New Zealand Fur Seal

New Zealand Fur Seal

Nach der Rückkehr nach Dunedin setze ich Anne im Hostel ab, wo Benny uns erzählt, dass in Christchurch die Erde gebebt hat. In Dunedin ist das wohl auch zu spüren gewesen, aber wir haben nichts gemerkt – vielleicht weil wir gerade im Auto auf Schotterstraßen unterwegs waren. Nähere Informationen zum Beben haben wir noch nicht.

Royal Albatross

Royal Albatross

Nach einer Tasse Tee schaue ich noch alleine kurz am Bahnhof vorbei, wo gerade der Zug der Taieri Gorge Railway angekommen ist und für hiesige Verhältnisse richtig viel Zugverkehr herrscht. Ich schaue mir auch das Innere der Station noch einmal an. Bei meinem ersten Besuch damals bin ich von hier aus noch mit dem Zug nach Invercargill gefahren; aber die Strecke ist schon seit etlichen Jahren stillgelegt und auch wenn man seit mehreren Jahren davon spricht, sie könnte wieder eröffnet werden, ist das nach wie vor Zukunftsmusik.

Window in Dunedin's Railway Station

Window in Dunedin’s Railway Station

Bisher war ich noch davon ausgegangen, dass das Beben höchstens so schlimm war wie das im letzten September. Erst am frühen Abend erfahre ich, dass das leider ganz und gar nicht der Fall ist. Zahlreiche Gebäude sind schwer beschädigt oder kollabiert. Auch die Infrastruktur ist schwer beschädigt: die Straßen teilweise zerstört, Versorgungsleitungen geborsten. Die Innenstadt ist großräumig abgesperrt, da es weitere Nachbeben gibt und nicht klar ist, welche Gebäude noch zusammenstürzen könnten. In den nächsten Tagen wird sich die Zahl der Opfer noch deutlich gegenüber den ersten Schätzungen erhöhen.

Ich habe insofern Glück gehabt, dass ich dieses Mal nur eine einzige Nacht in Christchurch geblieben bin. Hätte ich wie beim letzten Urlaub geplant, wäre ich noch in der Stadt gewesen oder zumindest ganz in der Nähe.

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