Ich war ein paar Tage unterwegs ohne Netzzugänge irgendwelcher Art und konnte mich daher nicht melden. Nach der Tour zum Doubtful Sound hatte ich eigentlich einen Tag Pause einlegen wollen und mich dann auf den Hump Ridge Track begeben. Dort war aber nur ein Platz zu bekommen, wenn ich mich gleich am folgenden Tag auf den Weg nach Tuatapere begebe, um dort dann den Hüttenpass und alle notwendigen Informationen zu bekommen – was ich dann auch getan habe.

Southern Coast Line

Southern Coast Line

Am Donnerstag geht es dann früh um 7:30 mit einem Shuttle-Bus, in dem ich der einzige Passagier bin, zum Beginn des Tracks. Von dort führt die Wanderung zunächst durch einen Wald, dann über einen Strand und schließlich über eine Art Feldweg, der von geländetauglichen Fahrzeugen befahren werden kann und immer wieder grössere Wasserlöcher enthält, die irgendwie umgangen werden müssen. Dort treffe ich dann auch die ersten drei Mitwanderer, ein Ehepaar von der Nordinsel mit Vater bzw. Schwiegervater. Die drei haben die “Luxusoption” gewählt, bei der der Hauptteil des Gepäcks per Hubschrauber zu den Hütten transportiert wird, während man selber nur mit einem Daypack unterwegs ist.

Okaka Hut

Okaka Hut

Diese recht luxuriöse Variante in Verbindung mit der Tatsache, dass die Hütten sehr gut ausgestattet sind (und man dort sogar Wein, Bier und andere Dinge kaufen kann) und dass der Track von einem Trust und nicht vom DOC betrieben wird, hatte mich zu der irrigen Annahme veranlasst, dass der Track selber auch eher einfach und vor allem gut ausgebaut ist. Das stimmt aber (leider?) nur in Teilen, nämlich dort, wo Boardwalks angebracht sind, um zum einen den Weg überhaupt begehbar zu machen und zum anderen die Natur zu schützen.

Hump Ridge

Hump Ridge

Nach etwa drei Stunden zweigt dann der Weg ins Landesinnere ab, zunächst noch einigermaßen flach bis zu einer Water Bridge genannten Stelle, wo man von einer Brücke aus einen Eimer in den etwa 10 Meter tiefer fließenden Bach hinablassen kann. Dies ist die letzte Gelegenheit vor dem Etappenziel, den Wasservorrat aufzustocken; und Wasser wird man noch benötigen, denn nun – auf den letzten Kilometern – gilt es noch etwa 700 Meter an Höhe zu gewinnen. Der Weg führt dabei über Stock und Stein und ist stellenweise so steil, dass man besser auch mal die Hände zu Hilfe nimmt. Nach etlichen kurzen Stopps, um wieder zu Atem zu kommen, erreiche ich dann schließlich den Stag Point, von dem man eine herrliche Aussicht auf die mittlerweile tief unter einem liegende Bucht hat und außerdem erstmals die Hütte sieht, die nun nur noch eine knappe Stunde entfernt ist.

Sunrise at Okaka Hut

Sunrise at Okaka Hut

Die Okaka Hut liegt grandios am Hang gleich unterhalb des Gipfels und ist eher wie ein Hostel ausgestattet als wie die doch eher kargen Hütten des DOC: Es gibt sogar Sofas. Und da wir insgesamt nur 10 Wanderer sind (acht davon Neuseeländer), haben wir auch reichlich Platz. Nach einem kurzen Snack begebe ich mich noch auf den Gipfel, wo es einen zum Schutz der Vegetation komplett mit Boardwalks ausgestatteten Rundweg mit phantastischen Aussichten gibt. Das Wetter ist herrlich, allerdings pfeift der Wind so stark, dass er mich fast vom Weg pustet.

Der nächste Tag beginnt einer zweistündigen Gratwanderung. Der Wind hat sich zum Glück gelegt und das Wetter sich zwar etwas verschlechtert, aber es regnet nur leicht und schließlich hört es sogar ganz auf zu regnen. Der Abstieg von dort führt wieder gut 700 Meter nach unten, ist aber dank vieler Boardwalks einfacher zu gehen. Anstrengend, vor allem für die Knie und Gelenke, ist er trotzdem. In Küstennähe angekommen, stößt man gleich auf den ersten von drei Holzviadukten: Der Weg folgt hier einer alten Bahnstrecke, die bis vor achtzig Jahren dazu diente, das in dieser Region geschlagene Holz nach Port Craig, dem heutigen Etappenziel, zu transportieren. Mittlerweile hat sich die Natur gute Teile der Strecke wieder einverleibt und so wandelt man zeitweise über alte Holzschwellen, in denen noch die Nägel stecken und die allmählich von Matsch überdeckt werden. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, ab dem man sich keine Gedanken mehr um den Matsch macht, sondern einfach hindurch marschiert – lediglich darauf achtend, dass man nicht so weit versinkt, dass er von oben in die Stiefel läuft.

Percy Burn Viaduct

Percy Burn Viaduct

Port Craig scheint einmal ein einigermaßen großer Ort gewesen zu sein, mit einem Sägewerk und einem kleinen Hafen. Übrig ist heute nur noch ein einziges Gebäude, das heute als DOC-Hütte dienende Schulhaus. Neu gebaut wurde die Hütte für den Hump Ridge Track, die ebenso wie die auf dem Berg gelegene Okaka Hut ausgestattet ist und viel Komfort bietet. Es gibt auch einen Wasserschlauch und eine kräftige Bürste zum Reinigen der Schuhe – die Betreiber wissen, warum… Kurz nach Erreichen der Hütte setzt Regen ein, der im Lauf der Zeit immer stärker wird.

Der dritte Tag führt wieder bei eher gutem Wetter, nachdem es die ganze Nacht hindurch kräftig geregnet hat, entlang der Küste. Anfangs geht es noch etwas oberhalb der Küste in leichtem Bergauf und Bergab durch den Wald, wobei auch hier mit Matsch nicht gespart wird. Dann führt der Weg an den Strand hinunter und über eben jenen. Da gerade Flut ist – und zwar, wie mir kurz darauf ein Jäger sagt, eine ungewöhnlich hohe – muss man ganz schön aufpassen. Ich komme recht gut durch, aber Eric, ein Amerikaner, der zu diesem nur etwa 15 Minuten hinter mir geht, wird von einer Welle so erwischt, dass ihm das Wasser bis zu den Knien steht. Das alles ist aber wenig später sowieso egal, da wir dann an eine Stelle kommen, die wir auf dem Hinweg zwei Tage vorher noch problemlos passieren konnten. Nun hat die Flut hier das Ablaufen eines Bachs verhindert, so dass wir vor einer durchgängigen, knietiefen Wasserfläche stehen, die weniger fließend als vielmehr stehend ins offene Meer übergeht. Danach sind dann also auch meine Schuhe voll mit Wasser, was den Vorteil hat, dass man alle noch kommenden Pfützen hemmungslos durchschreiten kann, da ja eh alles schon nass ist.

Beach on the Hump Ridge Track

Beach on the Hump Ridge Track

Am Ende der Wanderung nimmt mich Eric in seinem Wagen mit bis zurück nach Te Anau, da auch er dorthin will. Nur einen kurzen Stopp in meiner Unterkunft in Tuatapere müssen wir noch einlegen, da ich dort Teile meines Gepäcks eingelagert habe.

Leave a Reply