Heute stand der dritte Teil der Einblicke in die Unterwelt an, der Ausflug ins Waimangu Volcanic Valley einige Kilometer südlich von Rotorua. Auch dort bin ich schon einmal gewesen; vor zwanzig Jahren hatte ich dort eine geführte Rundfahrt mitgemacht, zu der noch mehrere andere Programmpunkte gehörten. Am Eingang bekommt man netterweise ein sehr ausführliches Faltblatt mit umfangreichen Informationen mit, so dass man auf eine Führung ganz gut verzichten kann, auch wenn ich die von damals in positiver Erinnerung habe.

Waimangu Valley

Waimangu Valley

Dieses Tal ist insofern etwas Besonderes, als man auf den Tag genau sagen kann, seit wann es existiert: seit dem 10. Juni 1886. An diesem Tag brach der nordöstlich des heutigen Tals gelegene Vulkan Mount Tarawera aus. Entlang einer Linie von 16 Kilometern Länge brachen über zwanzig Krater aus, deren heißer Auswurf sich mit dem Wasser der Seen und geothermalen Quellen vermischte und zu gewaltigen Explosionen führte. Die gesamte Umgebung wurde unter Asche und anderen Ablagerungen begraben – in der Nähe der Ausbrüche bis zu 40 Meter tief, aber auch etliche Kilometer weiter wurde ein komplettes Dorf verschüttet.

Durch dieses Tal, das auf den ersten Blick wie ein ganz normales Tal aussieht, spaziert man nun hinab. Die Wälder haben sich hier in den letzten 130 Jahren wieder weitgehend regeneriert, wenn auch natürlich keine großen, alten Bäume vorhanden sind, da sämtliche Vegetation seinerzeit zerstört wurde. Aber schon beim ersten Aussichtspunkt sieht man in der Ferne dampfende Felsen. Kurz darauf steht man am ersten Krater, der seinerzeit der letzte der Ausbruchsreihe war. In ihm liegt der so genannte Smaragdsee, der aber eher bräunlich aussieht – vor zwanzig Jahren war er eher blau und wie die Broschüre erläutert, wechselt der See seine Farbe je nach den Pflanzen, die gerade in ihm vorherrschen.

Cathedral Rocks and Frying Pan Lake

Cathedral Rocks and Frying Pan Lake

Das nächste Highlight ist der Echo-Krater mit dem darin befindlichen Bratpfannensee. Über das Wasser ziehen Schwaden, das Wasser bubbelt – aber hier kocht nichts, sondern in dem sehr sauren Wasser steigen Kohlendioxid und Schwefelgase auf. Am Rand dieses Sees gibt es bunte Ablagerungen und einige hübsche dampfende Gesteinsformationen wie die “Kathedrale”, einen Felsen, der seine Form bei einem Ausbruch des Echo-Kraters im Jahr 1917 erhielt. Dieser Krater ist zuletzt übrigens 1973 ausgebrochen.

Inferno Crater

Inferno Crater

Vorbei an weiteren heißen Quellen und Silikatterrassen gehe ich als nächstes zum Infernokrater. Der See darin ist noch mal etwas saurer (mit einem pH-Wert von bis zu 2,1) und etwas wärmer (bis zu 80 Grad) als der vorherige See. Auf seinem Grund liegt ein Geysir, der selber nicht zu sehen ist, aber dafür sorgt, dass sich der See über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen füllt und sich dann in zwei Wochen um acht Meter senkt. Ich sehe den See in fast vollem Zustand.

Warbrick Terrace

Warbrick Terrace

Im weiteren Verlauf geht man durch ein fast normales Tal, in dem aber zwischendurch immer wieder ungewöhnliche Dinge zu sehen sind. Dazu gehören weitere Silikatterrassen, die durch Algen unterschiedliche Farben erhalten, Quellen mit fast kochend heißem Wasser und dampfende Spalten im Gestein. Das Ende der Tour bildet dann eine Rundfahrt auf dem Lake Rotomahana – was wörtlich der “warme See” ist. Ein solcher war das wohl auch bis 1886, da in ihn mehrere heiße Quellen flossen. Das tun sie zwar heute auch noch, aber die Fläche des Sees hat sich bei dem Ausbruch auf das zwanzigfache vergrößert und der Wasserspiegel um vierzig Meter erhöht, so dass die Quellen den See nicht mehr erwärmen können.

Mount Tarawera

Mount Tarawera

Ein wichtiges Ereignis gab es heute auch noch: Ich habe zum ersten Mal auf dieser Reise meine Regenjacke angezogen. Gebrauchen können hätte ich sie schon im Waimangu Valley, wo mich ein Schauer erwischte; aber da hatte ich sie nicht dabei. Als ich aber heute abend zum Essen ging, schüttete es ordentlich – und das tut es noch immer. Mal schauen, wie das Wetter morgen aussieht; vielleicht wird das ein gemütlicher Tag.

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