Heute zieht das nächste Tiefdruckgebiet über die Südinsel. Bereits in der Nacht pfiff der Wind kräftig um das Haus. Der Himmel ist vollständig bewölkt und für später am Tag ist Regen angesagt. Da ich mich heute im Hinterland aufhalten will, wo die Wälder dicht sind, hoffe ich, dass mich Wind und Regen nicht wirklich stören, sofern letzterer nicht zu stark ist. Die Fahrt geht heute ein wenig zurück in die Richtung, aus der ich gestern kam.

Als erstes geht es zu den McLean Falls, die viele für die schönsten Wasserfälle hier in der Gegend halten. Über die kurvigen Straßen brauche ich etwa vierzig Minuten, bis ich dort am Parkplatz ankomme, der ziemlich voll ist. Von dort aus geht es eine gute halbe Stunde durch einen herrlichen Wald – allein dieser Weg lohnt sich schon sowohl vom Anblick als auch vom Geruchserlebnis her. Dann stehe ich vor den unteren McLean Falls, die ich aber erst einmal links liegen lasse. Denn das eigentlich Highlight sind die oberen Fälle, wo sich das Wasser zunächst eine vielleicht 25 Meter hohe Wand in einen Pool hinunterstürzt, bevor es dann über mehrere flache Stufen weiter nach unten tobelt. Ich halte mich hier eine ganze Weile auf, um ein paar nette Fotos zu machen. Das erweist sich als nicht ganz einfach, weil doch einigermaßen viele Leute hierhin kommen und die meisten von ihnen so nah wie möglich an den Wasserfall wollen, um ein Selfie zu machen. Aber mit viel Geduld gelingt mir dann doch das eine oder andere Bild. An den unteren Fällen suche ich mir dann auch noch ein nettes Plätzchen für ein Foto – dort bin ich fast allein.

Weiter geht es dann zu den Matai Falls. Auf dem Weg dorthin gerate ich in einen kleinen Stau, da eine Gruppe von etwa hundert Reitern und mehreren Kutschen in die gleiche Richtung will wie ich. Es dauert eine Weile, bis die Autos (die deutlich in der Minderheit sind) an dem Trek vorbeifahren können. Die Matai Falls sind von den dreien, die ich heute besuche, sicher die unspektakulärsten. Sie bestehen im Wesentlichen nur aus einer etwa zwanzig Meter hohen Wand und führen auch deutlich weniger Wasser als die McLean Falls. Dafür ist hier aber zum einen fast nichts los und zum anderen steht da so ein herrlicher Baum vor diesem Wasserfall, so dass sich ein schönes Fotomotiv ergibt.

Nicht weit von den Matai Falls liegen die Purakaunui Falls, die ebenfalls sehr bekannt sind. Dennoch ist hier gar nicht so viel los, wie ich befürchtet hatte. Vielleicht liegt es daran, dass dieser Wasserfall nicht an der Hauptstraße durch die Catlins liegt, sondern über eine Schotterstraße zu erreichen ist. In drei Stufen fließt der Bach hier den Wasserfall hinab. Leider ist die Wassermenge nicht sehr groß und die Stufen sind sehr breit, so dass das Ganze etwas mager aussieht. Aber das ist Klagen auf hohem Niveau, denn der Wasserfall ist schon sehr hübsch anzusehen. Mir gelingen meine Fotos zum Glück recht schnell, bevor ein spanisches Pärchen die Bühne – sprich: den Wasserfall – betritt und mit seinen Selfies – inklusive Jacke ausziehen und Frisur richten, was natürlich alles unmittelbar vor dem Wasserfall geschehen muss – für mindestens eine halbe Stunde verhindert, dass irgendwer sonst ein Foto ohne wenigstens einen der beiden machen kann.

Auf der Rückfahrt holt mich dann der Regen ein, der dann auch bis in den frühen Abend andauert. Dann aber zeigt sich am Horizont ein blauer Streifen und zum Sonnenuntergang bescheint die rote Abendsonne die Wolken von unten. Da es immer noch recht windig ist, könnte es morgen schon wieder ganz anders aussehen. Ich werde mich überraschen lassen.

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