Noch am Abend mache ich einen kleinen Spaziergang zur Ablegestelle der Boote zum Doubtful Sound, wo tatsächlich noch jemand anzutreffen ist. Trotz des aufklarenden Wetters kann ich mich nicht zu einer Buchung entschließen, vor allem weil die Tour mit 145 NZ$ nicht ganz billig ist. Stattdessen gönne ich mir lieber ein ausführliches Abendessen im Cathedral Cafe, das direkt neben der Tankstelle liegt und eher barackenförmig aussieht. Das Essen ist jedoch tatsächlich gut, die Bedienung – ein junger Mann, der sowohl vorne im Laden verkauft als auch kocht und serviert – ist sehr freundlich, sehr bemüht und empfiehlt mir zum Nachtisch ein Boysenberry Parfait – wie sich zeigt, ein guter Tip.

Am Morgen frage ich im Hostel nach, ob ein Bett zu bekommen ist – es ist. Also räume ich meine Cabin auf dem Zeltplatz und ziehe um, nachdem ich beim Ausflugsbüro von Fiordland Travel nach einem Platz auf der Tour zum Doubtful Sound gefragt habe – vergeblich, aber das ist bei den tiefhängenden Wolken vielleicht gar nicht so schlecht. Da aber auch für den nächsten Tag nur noch wenige Plätze frei sind und ich die Tour nun doch gerne machen möchte, buche ich in der Hoffnung auf gutes Wetter.

Als ich im Backpacker ankomme, liegt noch jemand im Bett: Antje. Sie ist insgesamt für sechs Monate per Rad durch Neuseeland unterwegs. Wir entschließen uns spontan, den Tag mit Nichtstun bzw. Kochen und Backen zu verbringen; das kleine und gemütliche Hostel lädt dazu ein. Zur guten Atmosphäre tragen auch Mike, der Besitzer des Hostels, sowie Keiko und Masa bei, zwei japanische Gäste, die wie Antje schon länger in Manapouri sind und gegen freie Unterkunft (oder auch ein geringes Entgelt) dort arbeiten. Abends trifft dann auch noch Derek ein, ein in der Schweiz lebender Engländer, der gerade drei Wochen auf dem Dusky Track war, die meiste Zeit, weil es so schön war, einige Tage wegen Regens. Mit viel Erzählen über das Leben, das Universum und alles andere geht der Abend schnell rum.

Der nächste Morgen begrüßt mich mit herrlichem Wetter: Die Sonne strahlt die Berge am anderen Ufer des Lake Manapouri an. Ein paar Fotos, ein Frühstück, und auf geht’s zur Anlegestelle, wo ich mir noch schnell ein Sandwich kaufe, statt mich auf das bei der Tour optional erhältliche Lunchpaket zu verlassen – eine Entscheidung, die sich als richtig erweist. An Bord des Bootes über den Lake Manapouri komme ich mit Thomas und Karin aus München ins Gespräch und bleibe das auch bis zur Rückkehr am Abend. Die Überfahrt mit dem Katamaran ist sehr flott und entsprechend windig, aber auch schön.

Auf der anderen Seite des Sees geht es von einem Kraftwerk aus über den Wilmot Pass zum Doubtful Sound. Dort besteigen wir wieder einen Katamaran, mit dem es nun drei Stunden lang durch eine beeindruckende Landschaft mit dicht bewaldeten steilen Bergen geht. Unterwegs in dem unendlich verschnörkelten Fjord treffen wir auf Delphine – die immer untertauchen, wenn man auf den Auslöser der Kamera drückt – und Robben, die es sich auf einem stürmisch umwehten Felsen in der tosenden Brandung gemütlich gemacht haben. Zweieinhalb Diafilme und eine Busfahrt später steht dann noch die gar nicht so spannende, aber im Programm enthaltene Besichtigung des Wasserkraftwerks an, das immerhin vergleichsweise gut in die Landschaft integriert wurde, indem man es weitgehend unterirdisch angelegt hat. Bei weiterhin prächtigem Wetter führt die abschließende Bootsfahrt über den See zurück nach Manapouri.

Zurück im Hostel sind mittlerweile noch Dirk und Sandra eingetroffen, ersterer kommt gerade vom Kepler Track, letztere ist mit dem Fahrrad von Te Anau gekommen, meinem morgigen Etappenziel. Auch die beiden sind etwas länger unterwegs, Dirk war unter anderem auf Stewart Island, wo es ihm sehr gut gefallen hat, Sandra radelt noch bis August durch das Land. Gemeinsam mit Antje und Derek kochen und quatschen wir bis in den späten Abend.

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