Der Hüttenwart hatte uns gestern abend noch gebeten, auf keinen Fall vor halb neun loszugehen. Zu dieser Zeit bekäme er den Wetterbericht und hätte auch den Weg ein Stück weiter talabwärts überprüft, wo es eine kritische Stelle gäbe. Die gestrige Vorhersage hatte nämlich von »heavy rain« gesprochen, was bedeuten könnte, dass ein Teil des Wegs überschwemmt würde und wir mit dem Hubschrauber über diese Stelle hinwegtransportiert werden müssten. Aber am Morgen gibt es grünes Licht.

Als einer der letzten mache ich mich auf den Weg aus der wieder recht netten Hütte. Das Haupthaus steht etwas entfernt von den vier Schlafräumen, die sich auf zwei Hütten verteilen. Als ich mich gerade auf den Weg machen will, kommt eine Weka-Familie vorbei und möchte einen der Schlafräume inspizieren, an dem jemand die Tür offen gelassen hat. Ich spreche kurz mit ihnen und sie sehen ein, dass sie auf die Inspektion verzichten können.

Der Weg führt heute weitestgehend durch den Wald, so dass es im Vergleich zu gestern natürlich nicht so spektakuläre Aussichten gibt. Aber auch hier ist der Weg alles andere als langweilig. Wir passieren mehrere Wasserfälle und halten immer wieder Ausschau nach Blue Ducks, die es hier mittlerweile wieder in gewissen Stückzahlen geben soll. Insgesamt bin ich aber heute doch eher schnell unterwegs und überhole zahlreiche Leute, von denen einige doch mittlerweile sehr mit Blasen und anderen Fußproblemen zu kämpfen haben oder auch einfach noch vom gestrigen Tag erschöpft sind. Ich kann das gut verstehen, denn bei meiner ersten Wanderung vor wenigen Wochen hatte ich mich ja auch übernommen.

Zwischendurch lege ich aber auch kleine Pausen ein, da ich nicht zu früh am Sandfly Point sein will, der – wie sich zeigt – seinen Namen zu Recht trägt. Obwohl ich eigentlich das spätere Boot gebucht habe, kann ich wie erhofft schon mit dem ersten Boot nach Milford Sound übersetzen, verabschiede mich von meinen Mitwanderern, die alle heute noch weiter nach Te Anau Downs oder Te Anau reisen, und mache mich auf den Weg zur Milford Sound Lodge.

Mittlerweile ist das Wetter zwar nicht wirklich berauschend, aber doch recht annehmbar und insbesondere trocken. Ich breite meine Klamotten daher zum Trocknen im Innenhof aus und begebe mich unter die Dusche. Als ich von dort zurückkomme, ist Tappsy da. Wir verabreden uns für den Abend im Blue Duck Café. Bevor ich dort hingehe – mittlerweile ist sogar die Sonne herausgekommen – mache ich noch einen Schlenker zu einem der Aussichtspunkte. Dort steht ein amerikanischer Profifotograf mit seiner Großformatkamera und wartet auf das richtige Licht. Ich dagegen mache mich auf den Weg zu unserem »Mini-Forentreffen« – so oft sieht man sich ja nun wirklich nicht.

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