Gestern abend war ich noch bei dem Unternehmen Fullers, die hier – und auch in der Umgebung von Auckland – einer der großen Anbieter für Ausflüge mit dem Schiff und Fährverbindungen ist. Dort habe ich für heute die “Hole in the Rock Dolphin Cruise” gebucht. Um viertel vor neun muss ich mich am Seesteg einfinden, wo dann um neun Uhr die Tour auf dem ausgebuchten Boot beginnt.

Bottlenose Dolphin

Bottlenose Dolphin

Paihia liegt am innersten Arm der Bay of Islands, der sich von hier aus noch ein Stück weiter nach Süden erstreckt. Den Blick von Paihia auf diesen Teil der Bucht gab es ja gestern schon zu sehen. Gegenüber liegt auf einer Halbinsel Russell, der zweite wichtigere Ort in der Bucht. Das Boot steuert um diese Halbinsel herum und nimmt Kurs auf die zahlreichen Inseln der äußeren Bay of Islands, die deutlich größer ist und auch deutlich größere Inseln umfasst.

Nach kurzer Fahrt reduziert die Kapitänin plötzlich die Geschwindigkeit des Katamarans, der recht flott unterwegs ist. Der Grund dafür ist eine große Gruppe von Delphinen (Große Tümmler bzw. Bottlenose Dolphins), die sich ganz in der Nähe des Boots aufhalten und eine ganze Weile um uns herumschwimmen. Irgendwann verlassen wir die Tiere dann, weil wir noch ein ganzes Stück weiter wollen.

Cape Brett Lighthouse

Cape Brett Lighthouse

Die Tour führt nämlich bis vor Cape Brett, das nördliche Ende einer Halbinsel, die die Bay of Islands hier begrenzt. Dort liegt eine von der Fläche her eher kleine, dafür aber steil und hoch aufragende Insel namens Piercy Island. Bekannter ist sie unter dem Namen, den auch diese Tour enthält: Hole in the Rock. Dieses Loch ist ein von Wind und Wasser geschaffener Durchbruch an einer schmaleren Stell der Insel – immerhin bestimmt dreißig Meter lang und genügend hoch, dass unser drei Decks hohes Boot bei ruhiger See dort hindurchfahren könnte. Das geht heute nicht, da recht große Wellen durch das Loch rollen, sich an den Felsen brechen und das Boot ganz ordentlich ins Schwanken versetzen.

Nach einer Weile “Rock and Roll” fahren wir in zügigem Tempo zurück in die Bucht und steuern die größte Insel an, Urupukapuka Island, wo wir eine knappe Stunde Aufenthalt haben und von einem Hügel aus einen schönen Blick auf die Bucht haben. Bei der anschließenden Rückfahrt wird mir noch einmal bewusst, wie weit draußen wir heute waren und wie groß diese Bucht insgesamt ist.

Urupukapuka Island

Urupukapuka Island

Ich fahre nicht bis Paihia zurück, sondern steige in Russell aus, von wo ich dann später wieder übersetzen werde. Das gegenüber von Paihia liegende Russell hat wieder einen ganz anderen Charakter. Es bemüht such vor allem (mit Erfolg) seinen historischen Kern zu erhalten. So steht hier unter anderem die älteste noch erhaltene Kirche des Landes – in Paihia stand zwar die erste des Landes, aber sie wurde schon vor knapp einhundert Jahren durch eine neue ersetzt. Russell wurde schon am Ende des 18. Jahrhunderts aufgrund der positiven Berichte von James Cook über diese Gegend von Europäern besiedelt, die sich im Großen und Ganzen auch mit den lokalen Maori, die hier schon viel länger siedelten, verstanden und in gewissem Sinn das spätere Neuseeland vorwegnahmen. Es gab allerdings auch kleinere und größere Auseinandersetzungen, von denen eine dazu führte, dass die Stadt fast vollständig niederbrannte.

In den 1830er Jahren war die Stadt das Zentrum der Walfänger und Robbenjäger im Pazifik. Missionare bezeichneten damals den Ort als “Höllenloch des Pazifik”, weil die Seeleute sich an Land dann eher weniger an christliche Moralvorstellungen hielten. Als dann 1840 der Vertrag von Waitangi geschlossen wurde, wurde Russell für kurze Zeit die erste Hauptstadt des Landes.

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