New Zealand
Von Te Anau nach Kinloch
Nach dem Frühstück packe ich alle meine Habseligkeiten ins Auto und verlasse Te Anau – bis ich hier mal wieder her kommen werde, wird wohl einige Zeit vergehen. Auf mehr oder weniger direktem Weg begebe ich mich nach Queenstown, lediglich in Kingston lege ich einen kurzen Zwischenstopp ein. Dort steht gerade der renovierte, von einer Dampflok gezogene Kingston Flyer im Bahnhof, ein Ausflugszug, der eine halbe Stunde nach Süden zu einem Haltepunkt in der Mitte von nichts und wieder zurück fährt.
Ein Tag auf dem Routeburn Track
Nach dem gestrigen wanderfreien Tag habe ich mir für heute wieder etwas vorgenommen. Bei meinen letzten beiden Aufenthalten in Neuseeland bin ich ja den kompletten Routeburn Track gegangen, auf dem man im allgemeinen drei Tage unterwegs ist. Auf dieser Wanderung hält der zweite Tag die größten Attraktionen bereit: Aus Richtung Queenstown kommend geht man fast den ganzen Tag oberhalb der Baumgrenze zunächst durch ein Hochtal, dann über den Harris Saddle und weiter an einem Berghang entlang mit – bei gutem Wetter – grandiosen Ausblicken über das Hollyford Valley, bis man schließlich zur Mackenzie Hut absteigt. Leider hatte ich an eben diesem zweiten Tag beide Male eben kein gutes Wetter, sondern Regen beim einen, Gewitter, Hagel und Schnee beim anderen Mal auf der Passhöhe. Daher war ich etwa zwei Wochen später noch einmal zurück gekehrt, um die Passhöhe von der Queenstown-Seite aus in einer Tageswanderung erneut zu besuchen. Dazu hatte ich einen Tag mit gutem Wetter gewählt und so einen sehr schönen Tag dort auf dem Track verlebt.
Dieses Mal habe ich mir vorgenommen, einen ähnlichen Versuch von der Westseite, also der Divide – dem Endpunkt des Routeburn Tracks an der Straße von Te Anau nach Milford Sound – zu unternehmen. Bis zum Harris Saddle will ich es nicht schaffen, das wäre viel zu weit. Aber zumindest bis zur Mackenzie Hut soll es heute gehen, im Idealfall auch noch ein Stück weiter.
Milford Sound
Ohne Frühstück breche ich von der Milford Sound Lodge aus auf und fahre ganz bequem mit dem Shuttle der Unterkunft zum Terminal, von dem die Bootsrundfahrten starten. Dort bin ich wieder mit Katja verabredet, die kurz darauf auch schon mit unseren Bordpässen für die Breakfast Cruise mit Southern Discoveries um die Ecke kommt. Diese frühe Tour ist aus zweierlei Gründen sehr angenehm: Wie der Name schon sagt, bekommt man an Bord ein kleines Frühstück, bestehend aus Cerealien, Toast mit Marmelade, O-Saft, Tee und Obst. Das alles gibt es vom Buffett, so dass man nicht hungern muss.
Milford Track, Vierte Etappe
Wie bei den meisten Mehrtageswanderungen ist am letzten Tag ein wenig die Luft raus. Einerseits sind alle einigermaßen geschafft, von dem was bereits geschafft ist, andererseits lassen sich die Highlights des gestrigen Tages nicht überbieten. Dennoch gehört zu den Besonderheiten des Milford Track im Vergleich zu manch anderer Wanderung, dass es auch am letzten Tag noch einiges Interessantes zu sehen gibt. Ich lasse mir wieder viel Zeit mit dem Start, da ich zum einen weiß, dass sich die letzte, fast vollständig flache Etappe sehr schnell gehen lässt, und ich zum anderen ohnehin auf das spätere Boot gebucht bin. So mache ich mich erst um 20 vor 9 auf den Weg, als bereits eine ganze Reihe von geführten Wanderern an der Dumpling Hut angekommen oder schon vorbei gegangen ist. Ich rechne damit, dass ich so mit Pausen ziemlich genau passend für das frühe Boot am Endpunkt, dem angemessen benannten Sandfly Point ankommen werde. Dort gibt es zwar eine Schutzhütte, in der man sich vor den netten Tierchen einigermaßen gut verbergen kann, aber wenn dort viele Leute sind, die alle gerade eine längere Wanderung hinter sich haben, ist das nicht der angenehmste Ort.
Milford Track, Dritte Etappe
Als wir morgens aufstehen, macht sich bei allen eine gewisse Enttäuschung breit: Es scheint doch nicht erst am Nachmittag schlechteres Wetter zu geben, denn der Himmel über uns zeigt eine niedrige, vollständig geschlossene Wolkendecke. Wieder brechen etliche Mitwanderer sehr früh auf, wohl weil sie befürchten, dass das Wetter nur schlechter werden kann – denn die Vorhersage sprach ja von sich eher verschlechternden Wetterverhältnissen. Da ich den Pass gestern schon in bestem Wetter gesehen habe, kann ich das Ganze entspannt angehen und verlasse mit der einzigen Amerikanerin, die sich unter uns befindet, die Hütte als letzte, als Katie noch um die Ecke kommt und uns bittet, ein paar Arzneimittel mitzunehmen, mit denen ein Vorrat an der nächsten Hütte, der Dumpling Hut aufgefüllt werden soll, nachdem es dort gestern eine Verletzung gegeben hat: Beim langen Abstieg vom Pass ist jemand umgeknickt, hat sich aber wohl nur eine leichte Verletzung zugezogen. Katie verrät uns noch, dass wir wohl mit dem Wetter Glück haben werden, da über uns nur eine dünne Wolkendecke liegt, die auch bereits hier und da Lücken aufweist und den blauen Himmel darüber erahnen lässt, und die Wettervorhersage dahingehend korrigiert wurde, dass es in dieser Region bis zum Abend trocken bleiben soll.

