Author: Harald
Forgotten World Highway
Den heutigen Tag verbringe ich im Wesentlichen im Auto, und zwar auf dem Forgotten World Highway. Nachdem ich im Hostel alle meine Sachen gepackt habe, fahre ich zurück nach Taumarunui, wo ich vor drei Tagen auf dem Weg von Waitomo aus durchgekommen bin. Dort tanke ich noch einmal, denn auf der Strecke, die vor mir liegt, gibt es keine Tankstellen. In Taumarunui beginnt der Highway 43, wie die Straße offiziell heißt. Noch im Ort zeigt sich, wie die heutige Fahrt aussehen wird: hügelig und kurvig. Ich habe mir zuvor ein Faltblatt besorgt, in dem zahlreiche Sehenswürdigkeiten bzw. Aussichtspunkte entlang der Strecke eingetragen sind. Wenn man die alle mitnehmen möchte, braucht man für die gut 150km mehr als einen Tag.
Whanganui River
Der heutige Tag führt mich zu einem der größten Flüsse Neuseelands, dem Whanganui River. Mit dem Auto fahre ich dazu ein Stück auf dem Highway (was hierzulande eher als Bundesstraße zu verstehen ist, nicht als Autobahn) und biege dann auf eine enge, kurvenreiche Straße, über die ich nach Pipiriki gelange, den nördlichsten Ort im Whanganui National Park.
Dort angekommen, begebe ich mich zu den Whanganui River Adventures, einem Anbieter für Touren mit Kayak und Jetboat, der mir im Hostel empfohlen wurde. Das Unternehmen wird von einer Familie betrieben, die seit mehreren Generationen hier lebt und der das meiste Land hier – sofern nicht in Staatsbesitz – gehört. Eigentlich sind sie für heute ausgebucht, aber sie machen es möglich, dass ich doch mitfahren kann. Ich entscheide mich, nicht zuletzt weil ich meine Kamera dabei habe, für eine reine Jetboat-Tour.
Tongariro Crossing
Erfreulicherweise lag die Wettervorhersage daneben. Das Hostel liegt zwar im Nebel, aber schon nach kurzer Fahrt mit dem Shuttlebus, der uns an den Start der Wanderung bringt, lugt die Sonne hervor und auch die Gipfel der drei Vulkane sind wolkenfrei.
Ich habe keine Ahnung, wie viele Leute hier heute auf diese Tour gehen – aber wer Einsamkeit sucht, ist hier fehl am Platze. In einer riesigen Karawane (ohne Kamele) ziehen wir alle gen Osten, der Sonne entgegen, die sich hier am Startpunkt noch nicht zeigt, sondern in den Wolken versteckt. Der Mount Ruapehu südlich von uns sowie die Hochebene in unserem Rücken liegen unter blauem Himmel.
Durch den Regen nach National Park
Der heutige Tag würde sich auch gut für eine Tour in den Untergrund anbieten, vielleicht in Verbindung mit einem Black Water Rafting, bei dem man in einem großen Schlauchreifen durch den Fluss einer der Höhlen paddelt. Denn die Wolken hängen tief und es regnet leicht. Mein Plan ist aber, heute in Richtung Zentrum der Nordinsel weiterzureisen, wo unter anderem die Vulkane warten. Im Ort National Park, einem der günstig gelegenen Orte für das Tongariro Crossing, habe ich mich für drei Nächte einquartiert. Dass das Wetter heute zwischen mäßig und saumäßig schwankt, ist nicht weiter schlimm, da heute eh nur ein Übergangstag ist. Nicht so schön ist allerdings, dass auch für die nächsten Tage die Vorhersage nicht so doll ist. Das beste an ihr ist, dass sie unzuverlässig ist – es besteht also Hoffnung, dass es besser wird als angekündigt.
Waitomo
Auf der Fahrt von Hamilton in Richtung Süden lege ich einen Zwischenstopp in Te Awamutu ein. Zu dem Song Mean to me vom ersten Album von Crowded House spaziere ich einmal durch die nicht sonderlich spannende Innenstadt – wer nicht weiß, warum das einmal sein muss, der lausche der dritten Zeile dieses Lieds. Vielleicht sollte ich noch dazu erwähnen, dass dies der Heimatort der Brüder Finn ist. Gegen 11 Uhr bin ich dann schon in Waitomo, eigentlich etwas früh, um schon ein Hostelzimmer zu beziehen, aber der launige Manager hat schon die Betten frisch bezogen, so dass ich mir gleich eines aussuchen kann. Hier gibt es nur größere Zimmer; daher bin ich heute in einem 6-Bett-Zimmer untergekommen. Dafür ist das Hostel insgesamt sehr nett, sowohl von der Lage her als auch von den Zimmern und Gemeinschaftsräumen.